Gehen wir von dem äusserst unschönen Szenario aus, dass du ein Reh angefahren hast – was ist jetzt zu tun? Welche Versicherung bezahlt die Schäden und muss ich den Wildunfall melden? Alle Antworten zum Wildunfall findest du hier.
Versicherung bei Wildunfall:
Zusammenfassung
Die Teilkasko bezahlt Schäden an deinem Fahrzeug, die direkt durch die Kollision mit Wildtieren passiert sind.
Die Vollkasko deckt auch Schäden, die während des Ausweichmanövers entstanden sind und nicht durch den Zusammenstoss mit dem Tier.
Ausserdem kommt die Haftpflicht zum Zug, wenn du bei einem Ausweichmanöver fremdes Eigentum beschädigt oder Personen verletzt hast.
Welche Versicherung bezahlt bei einem Wildunfall?
Wie so oft in der Welt der Versicherungen kann das nicht pauschal beantwortet werden – je nach Art und Entstehung des Unfallschadens kommt nämlich die Haftpflicht oder eine Kaskoversicherung zum Tragen.
Aber der Reihe nach:
Haftpflichtversicherung und Wildunfälle
Die Haftpflicht versichert dich gegen Schäden, die du Drittpersonen (oder Gegenständen) zufügst und für die du haftest; daher der Name. Sämtliche Reparaturen an deinem eigenen Auto sind davon jedoch nicht gedeckt.
Stösst du nun mit einem Wildtier zusammen und deine Motorhaube ist im Eimer, nutzt dir die Haftpflicht somit nichts.
Etwas verzwickt wird es hingegen, wenn du einem Tier auf der Strasse ausgewichen und dabei beispielsweise mit einem anderen Auto zusammengestossen bist. Hier kommt zwar deine Haftpflichtversicherung für die Schäden am fremden Auto und den Personen darin auf – für die Dellen an deinem eigenen Wagen brauchst du aber eine Kaskoversicherung.
Teilkasko und Wildunfälle
Die Teilkasko deckt lediglich die Schäden ab, die aus einer unmittelbaren Kollision mit einem Tier entstehen, zum Beispiel Kratzer oder eine kaputte Windschutzscheibe.
Wichtig dabei: Das Tier muss zum Zeitpunkt des Unfalls noch gelebt haben, damit die Teilkasko greift. Wenn es schon tot auf der Strasse lag und du nicht rechtzeitig ausweichen konntest, gilt das nicht mehr als Wildunfall.
Des Weiteren muss nicht nur das Tier in Bewegung gewesen sein, sondern auch dein Auto. Schäden, die Tiere an deinem geparkten Wagen verursachen, sind meist auch nicht von der Teilkasko abgedeckt.
Vollkasko und Wildunfälle
Falls du dem Tier gerade noch ausweichen konntest, dabei aber in den nächsten Baum geknallt bist, nutzt dir nur noch die Vollkasko, da auch das nicht als Wildunfall gewertet wird.
Im Jahr 2014 ereignete sich im Kanton Thurgau ein Autounfall mit einem Wasserbüffel, der aus einem Privatbestand ausgebüxt war.
Was tun bei einem Wildunfall?
Sollte es wirklich zu einer Kollision mit einem Tier gekommen sein, ist es vor allem wichtig, dass du einen kühlen Kopf bewahrst und die Sache nicht noch schlimmer machst.
Sofort an einer sicheren Stelle anhalten: Wenn du einfach davonfährst, machst du dich der Fahrerflucht und der Tierquälerei schuldig. Eine weitere Straftat wäre es, ein totes Tier in den Kofferraum zu packen und mitzunehmen: Das würde als Wilderei gelten.
Warnblinker einschalten und Pannendreieck aufstellen: Damit verhinderst du, dass nachfolgende Autos mit deinem kollidieren.
Wildunfälle sind meldepflichtig: Bei einem Wildunfall musst du die Polizei (117) verständigen. Sie bietet nämlich im Anschluss jemanden von der Jagdaufsicht auf.
Beschreibe alles möglichst exakt: Um welches Tier handelt es sich und was genau ist passiert? Ist es tot und liegt auf der Fahrbahn? Ist dein Auto beschädigt oder läuft vielleicht sogar eine brennbare Flüssigkeit aus und es besteht Explosionsgefahr? Und natürlich: Wo ist das Ganze passiert? Beschreib am besten markante Dinge, die du siehst (Sportplatz, Kirche, Bauernhof usw.), wenn du dich an dem Ort nicht auskennst.
Bleib weg vom Tier: Falls es noch lebt, wird es sonst nur zusätzlich gestresst und greift dich vielleicht sogar an.
Warte auf die Polizei oder die Jagdaufsicht: Stell in der Zeit sicher, dass du telefonisch für Rückfragen erreichbar bist.
Wildunfall der Versicherung melden
Nachdem alles von der Polizei oder der Jagdaufsicht dokumentiert und das Unfallprotokoll ausgefüllt wurde, kannst du den Wildunfall deiner Versicherung melden. Das funktioniert grundsätzlich gleich wie eine ‘normale‘ Unfallmeldung an deine Versicherung.
Fotografiere deswegen alles noch an Ort und Stelle mit deiner Handykamera. Lass dir ausserdem unbedingt eine Wildunfallbescheinigung von der Polizei geben. Diese legst du dann als Beweis der Unfallmeldung an deine Versicherung bei.
Tust du das nämlich nicht, riskierst du, dass die Versicherung die Zahlung verweigert, da der Schaden ja auch sonst irgendwie hätte entstehen können.
Ausserdem verlierst du natürlich deine Versicherungsansprüche, wenn du betrunken, viel zu schnell oder sonst irgendwie grobfahrlässig gefahren bist und es dann zu einem Wildunfall kommt.
Eine weitere Frage, die sich etwas später stellt, ist die nach einem Ersatzauto. Dieser wird aber von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich gehandhabt. Sofern du also auf ein Ersatzfahrzeug angewiesen bist, solltest du dies gleich mit deiner Versicherung ansehen.
Falls du mit der Schadenabwicklung deiner Autoversicherung nicht zufrieden warst, kannst du die Versicherung übrigens innerhalb von 14 Tagen nach der Schadenzahlung kündigen.
Autoversicherungen vergleichenTipps, um einen Wildunfall zu vermeiden
Vorsicht ist besser als Nachsicht! Wenn du folgende Tipps beherzigst, ist ein Wildunfall leider immer noch möglich, aber du reduzierst zumindest die Wahrscheinlichkeit erheblich:
Beachte unbedingt die Warnschilder für Wildwechsel. Viele Wildtiere wie Rehe oder Wildschweine sind sehr standorttreu. Das bedeutet, dass sie meist im selben Gebiet umherstreifen und auf Nahrungs- und Partnersuche gehen. Deswegen solltest du deine Geschwindigkeit entsprechend reduzieren.
Besonders hoch ist das Risiko in Gebieten mit viel Landwirtschaft oder in Waldabschnitten, da die Tiere dort nicht zu sehen sind und unvermittelt auf die Strassen laufen können.
Erschwerend kommt hinzu, dass viele Tiere in der Dämmerung aktiv und somit durch die einsetzende Dunkelheit noch schlechter erkennbar sind.
Falls du ein Tier schon von weitem auf der Fahrbahn siehst, drossle die Geschwindigkeit und halte wenn nötig ganz an. Vergiss dabei aber nicht, die Warnblinker einzuschalten. Anschliessend wechselst du zum Abblendlicht, da grelle Scheinwerfer die Tiere in eine Art Schockstarre versetzen können und sie regungslos stehen bleiben. Und falls das nicht reicht, ist ein kurzes Hupen ein wirksamer Meinungsverstärker, um das Tier zum Verlassen der Fahrbahn zu überreden.
Ein Reh kommt selten allein: Wenn dir also ein Exemplar dicht vor der Nase über die Strasse rennt, ist es gut möglich, dass ihm noch weitere folgen.
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