inflation

Was ist eine Inflation?

Ben M. -

Bei einer Inflation steigt das allgemeine Preisniveau und alles wird teurer. Wie es dazu kommen kann und welche Folgen das hat, sehen wir uns anhand eines humoristischen Beispiels an: Du wirst Bananenbauer.

Zum Aufwärmen: Das Spiel von Angebot und Nachfrage

Die freie Marktwirtschaft, wie wir sie in der Schweiz haben, wird vom (an und für sich) simplen Spiel aus Angebot und Nachfrage bestimmt. Nehmen wir spasseshalber einfach mal an, du entschliesst dich dazu, deinen Job hinzuschmeissen und Bananenbauer zu werden: Also kaufst du ein Stück Land und pflanzt dort Bananen an, um sie danach zu ernten und zu verkaufen.

Nebst ein wenig Kenntnissen über Botanik, die du dir vielleicht noch aneignen solltest, stellt sich für dich dann bald mal die Frage, zu welchem Preis du eigentlich eine Banane verkaufen kannst.

An dieser Stelle begegnest du bereits der Angebot-Nachfrage-Geschichte: Du sorgst für das Angebot – und die Nachfrage nach Bananen ist grundsätzlich da, schliesslich sind sie lecker und gesund. Aber wenn du nun sagst, dass du 100 Franken für eine Banane willst, wird wahrscheinlich kaum jemand eine bei dir kaufen. Umgekehrt kannst du sie ja auch nicht nur für 1 Rappen pro Kilo verhökern, da du sonst zu wenig verdienst, um deine Ausgaben zu decken.

Du musst also rausfinden, wie viel du maximal für deine Bananen verlangen darfst, ohne dass die Nachfrage danach sinkt – und schon bist du mittendrin statt nur dabei im Angebot-Nachfrage-Spiel.

Steigende Nachfrage

Nach einer Weile hast du das Spielprinzip verstanden und dich als waschechter Bananenprofi etabliert: Da inzwischen viele Leute nur noch bei dir ihre Bananen holen wollen, boomt dein Geschäft und du kannst stets deine gesamte Ernte zu einem akzeptablen Preis verkaufen – der Prozess befindet sich in einem gesunden Gleichgewicht und alle sind happy.

So weit, so gut.

Nun stellen wir uns in einem zweiten Schritt vor, dass es dir gelungen ist, absolute Superbananen zu züchten: Sie sind nicht nur lecker und gesund, sondern machen gleichzeitig schlau, schön, schlank und unsterblich.

Das hat natürlich zur Folge, dass sich die Wirkung deiner Superbananen schnell rumspricht und dir plötzlich alle die Bude einrennen, weil jeder täglich eine haben will.

Und da du ja inzwischen das Spiel aus Angebot und Nachfrage perfekt beherrschst, weisst du auch, dass du jetzt tatsächlich 100 Stutz pro Superbanane verlangen kannst – ihre Wirkung ist so phänomenal, die Leute legen dafür auch einen Hunderter auf den Tisch.

Geldübergabe

Inflation ahoi!

Das läuft eine Weile ausgezeichnet und du verdienst einen Haufen Geld. Irgendwann aber stehst du vor einem naheliegenden Problem: Deine Superbananen brauchen trotz allem Zeit zum Wachsen und Reifen, bevor du sie verkaufen kannst. Gleichzeitig wollen aber alle non-stop neue erwerben. Du musst der kaufwilligen Meute also mitteilen: ‘Sorry, Freunde, im Moment habe ich nicht mehr genügend Superbananen im Sortiment, dass alle eine haben können.‘

Kurzum: Die Nachfrage übersteigt das vorhandene Angebot.

Die logische Konsequenz davon ist, dass der erste Kunde sagt: ‘Ich gebe dir 110 Franken für eine Superbanane!‘; der zweite Kunde will ebenfalls um jeden Preis eine ergattern und bietet dir 120 Franken. Der dritte toppt auch das und plündert seine Ersparnisse, um dir ein noch besseres Angebot unterbreiten zu können – und Nummer vier spürt sich gar nicht mehr und leiht sich sogar zusätzlich Geld aus, um seine Chancen auf eine Superbanane zu wahren.

Es ist nun also plötzlich viel mehr Geld im Spiel und der Preis deiner Superbanane schraubt sich aufgrund der stetig steigenden Nachfrage immer weiter hoch.

Dieser Prozess wird Inflation genannt.

Ist die Inflation völlig ausser Kontrolle, spricht man von einer Hyperinflation. Die schlimmste der Weltgeschichte ereignete sich in Ungarn kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer monatlichen Rate von 41,9 Billiarden Prozent, was einer Verdreifachung der Preise pro Tag (!) entsprach. Dieser Schlamassel konnte nur noch durch eine Währungsreform behoben werden – der neu eingeführte Forint wurde zu 400 Quadrilliarden (das ist eine 4 mit unglaublichen 29 Nullen, also ausgeschrieben 400‘000‘000‘000‘000‘000‘000‘000‘000‘000) gewechselt. Versuch mal, das auf einer Banknote abzubilden.

Kaufkraftverlust aufgrund der Teuerung

Umgekehrt formuliert kann man auch sagen, dass das Geld der Leute nicht mehr gleich viel Wert ist: Während sie früher noch für 100 Franken eine Superbanane von dir kaufen konnten, müssen sie aufgrund der ungebremst steigenden Nachfrage und der damit einhergehenden Preiserhöhung inzwischen deutlich mehr für ein Exemplar bezahlen. Man nennt dies auch ‘Kaufkraftverlust‘, was nichts anderes bedeutet, als dass man nun mit 100 Franken nicht mehr gleich viel kaufen kann wie früher.

Zusammengefasst bedeutet Inflation also, dass es mehr Geld als Superbananen gibt und diese aufgrund der steigenden Nachfrage immer teurer werden – daher wird die Inflation auch ‘Teuerung‘ genannt.

Das Gegenteil der Inflation ist die Deflation: Hierbei sinken die Preise stetig. Weil dann die Konsumenten erwarten, dass in nächster Zeit alles noch günstiger wird, warten sie mit dem Kauf – die Unternehmen verkaufen dadurch immer weniger, erleiden somit einen Gewinneinbruch und müssen massenhaft Personal entlassen (oder gehen sogar pleite). Also auch kein erfreuliches Szenario.

Von der Superbanane zur Volkswirtschaft

Nun ist das ganze Beispiel natürlich etwas an den Haaren herbeigezogen und dient nur der exemplarischen Veranschaulichung. Aber wenn wir das Prinzip von der Superbanane auf eine gesamte Volkswirtschaft mit allen Produkten anwenden, so sehen wir einen mehr oder weniger identischen Ablauf: Nehmen wir an, die Schweizerische Nationalbank (SNB) will die Wirtschaft ankurbeln und stellt dafür mehr Geld zur Verfügung.

Die SNB reguliert die gesamte Schweizer Geldmenge über die sogenannten Leitzinsen – wie das genau funktioniert, welche Auswirkungen das nach sich zieht und mehr zum Thema Leitzinsen, erfährst du hier.

Das ist ja erstmal toll, aber dann passiert‘s: Aufgrund irgendeines Ereignisses (zum Beispiel ein Krieg oder eine grosse Naturkatastrophe) steigt die Nachfrage nach diversen Gütern wie Lebensmittel, Heizöl etc. so stark an, dass sie grösser ist als das vorhandene Angebot. Jetzt haben zwar alle eine Menge Geld; aber da es zu wenig Waren gibt, wollen alle verzweifelt kaufen und überbieten sich gegenseitig – und schon steigen die Preise und die Inflation hat sich im Land eigenistet.

Wer verliert bei der Inflation?

Vielleicht drängt sich dir nun ein Gedanke auf: Wenn alle mehr Geld haben, können doch auch die Preise steigen – ist doch egal, das Gleichgewicht stimmt ja nach wie vor.

Das stimmt jedoch unglücklicherweise nicht. Zum einen sind all diejenigen lackiert, die Geld angespart haben. Logisch: Du hast 50‘000 Franken an Ersparnissen auf dem Konto. Wird jedoch durch die Inflation alles teurer, befindet sich leider nicht automatisch mehr Geld auf deinem Konto, weswegen du dir von deinen 50‘000 plötzlich weniger kaufen kannst.

Des Weiteren hast du wahrscheinlich einen Arbeitsvertrag mit einem darin festgelegten Lohn. Plötzlich steigt die Inflation auf 20 % und alles wird teurer – probier nun mal, mitten im Jahr bei deinem Arbeitgeber anzuklopfen und 20 % mehr Knete zu verlangen. Da sehen die Chancen meist nicht allzu rosig aus, oder?

Mit anderen Worten wird zwar alles teurer, aber du selbst hast nicht gleichzeitig mehr Geld zur Verfügung, sondern (wenn überhaupt) erst bei der nächsten Lohnrunde.

Und noch bitterer wird es für diejenigen, die nicht einmal diese Möglichkeit haben: Denken wir zum Beispiel an die Pensionierten. Ihr Renteneinkommen ist sehr viel statischer und kann nicht einfach so neu verhandelt werden – weswegen sie bei steigenden Preisen am meisten leiden.

Tatsächlich gibt es bei der Inflation auch Gewinner: Alle mit einem Kredit. Gehen wir davon aus, dass du einen Kredit aufgenommen hast – 30‘000 Franken zu 9 % Zins. Nun erhältst du inflationsbedingt eine Lohnerhöhung von 5 %; da die Kreditsumme und -zinsen aber vertraglich für die gesamte Laufzeit fixiert sind, steht dir jetzt mehr Geld für die Rückzahlung zur Verfügung. Festzuhalten ist dabei aber, dass dies natürlich eine einseitige Betrachtung ist: Für deinen Kredit wirkt sich das Ganze zwar positiv aus, aber da sonst alles teurer geworden ist, hast du deswegen vielleicht im Endeffekt nicht mehr Geld auf dem Konto.